Daphne Oram

Daphne Oram · Komponistin, Klangkunstpionierin

 

Daphne Oram

* 31. Dezember 1925 Devizes (England), † 5. Januar 2003 Maidstone (England)

Daphne Oram revolutionierte als Komponistin und Erfinderin die elektronische Musik. Und ihre Reise dorthin begann außergewöhnlich früh: 1932, als sie gerade sieben Jahre alt war, hatte sie die Idee, Klänge damit herzustellen, dass sie sie auf einer Glasscheibe malen würde. Diese zugegebenermaßen sehr fantasievolle Idee eines Mädchen wurde zum Wegweiser zu einer Erfindung, die sie Jahre später realisieren würde: die Oramics, ein Synthesizer, der auf Glas gemalte Wellen Klänge übersetzte.

Als erste Leiterin des BBC Radiophonic Workshop entwickelte sie neuartige Klangwelten. Ihre bedeutendste Innovation war "Oramics" – eine Maschine, die handgezeichnete Wellenformen in Klänge umwandelte. Diese einzigartige Technik, Musik durch visuelle Muster zu komponieren, war ihrer Zeit weit voraus. Trotz bahnbrechender Arbeiten wurde sie 1959 von der BBC entlassen, als sie sich weigerte, ihre experimentelle Arbeit zugunsten konventioneller Soundeffekte aufzugeben. In ihrem privaten Studio setzte sie ihre Pionierarbeit fort, geriet aber zunehmend in Vergessenheit. Erst nach ihrem Tod wurde ihre Bedeutung für die elektronische Musik und Klangkunst wiederentdeckt. Auf Youtube kann man einige Aufnahmen von ihr finden.

«Daphne Orams Temperament hätte ich gern persönlich erlebt. Sie muss eine sehr besondere Erscheinung gewesen sein. In meinem Portrait von ihr verwende ich Tusche-Effekte, die an die Wellenformen ihres Synthesizers "Oramics" erinnern sollen.»
– Roxana Panetta über das Portrait

Biographie

Visionärin der elektronischen Musik

Daphne Oram erkannte früh das Potenzial elektronischer Klangerzeugung. Als Teenager lehnte sie ein Musikstudium am Royal College of Music ab, um stattdessen bei der BBC als Tontechnikerin zu arbeiten. In Nachtschichten experimentierte sie heimlich mit Tonbandgeräten und entwickelte innovative Techniken der Klangmanipulation. 1958 überzeugte sie die BBC, das legendäre Radiophonic Workshop zu gründen – eines der ersten Studios für elektronische Musik weltweit. Unter ihrer Leitung entstanden dort revolutionäre Klangexperimente.

Die Erfindung von Oramics

Orams Meisterwerk war die Entwicklung von "Oramics" – ein einzigartiges System, bei dem Komponisten Klänge direkt auf Film zeichnen konnten. Die Oramics-Maschine wandelte diese visuellen Muster in elektronische Töne um. Diese Innovation verband erstmals grafische Notation direkt mit Klangerzeugung und ermöglichte völlig neue Formen des musikalischen Ausdrucks. Das System war seiner Zeit so weit voraus, dass es erst Jahrzehnte später, im Zeitalter digitaler Musikproduktion, in seiner vollen Bedeutung erkannt wurde.

Verkanntes Genie

Orams Weigerung, ihre experimentelle Arbeit kommerziellen Anforderungen unterzuordnen, führte zum Bruch mit der BBC. In ihrem privaten "Oramics Studios for Electronic Composition" setzte sie ihre Forschungen fort und schrieb mit "An Individual Note of Music, Sound and Electronics" (1972) ein wegweisendes Buch über elektronische Musik. Trotz ihrer Pionierleistungen geriet sie zu Lebzeiten weitgehend in Vergessenheit. Ihre Oramics-Maschine wurde erst 2016 im Science Museum London restauriert und ausgestellt. Heute wird sie als Vorreiterin der elektronischen Musik und frühe Vertreterin der "Visuellen Musik" gewürdigt, die Technologie und künstlerischen Ausdruck auf revolutionäre Weise verband.

Für das Portrait verwendetes Bildmaterial

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